Daniel Eyrich

System theoretical Music

Die ursprüngliche aus der Biologie stammende Systemtheorie wurde von Niklas Luhmann soziologisch neu begründet. Sie beschäftigt sich mit der Erklärungen der Gesellschaft mittels dem Modell des Systems, so wird der Mensch als Konglomerat von Systemen betrachtet und die Gesellschaft als soziales System. Diese sozialen Systemen bestehen, nach Luhmann, nur aus Kommunikationsakten.

 

Während meines Studiums an der Hochschule für Gestaltung Offenbach habe ich mich theoretisch mit der Systemtheorie beschäftigt. Als praktische Arbeit konzipierte ich dieses, hier zu hörende, konzeptionelle Album. Es umfasst zehn Stücke. Die Arbeit besteht aus Übersetzungen von Themen der Systemtheorie in Kompositionen elektronischer Musik. Dazu schrieb ich zunächst Konzepte, die wie Handlungsanweisung formuliert wurden. An Hand dieser Konzepte komponierte ich die hier folgenden Musikstücke. Darunter finden Sie die Konzepttexte zu den Liedern.

 

 

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The original systems theory, which originated in biology, was given a new sociological foundation by Niklas Luhmann. It deals with the explanations of the society by means of the model of the system, so the human being is regarded as a conglomerate of systems and the society as a social system. These social systems consist, according to Luhmann, only of acts of communication.
During my studies at the Hochschule für Gestaltung Offenbach I dealt theoretically with the system theory. As a practical work I conceived this conceptual album, which can be heard here. It comprises ten pieces. The work consists of translations of themes of systems theory into compositions of electronic music. For this purpose, I first wrote concepts that were formulated like instructions for action. Based on these concepts I composed the music pieces that follow here. Below you will find the concept texts for the songs.

 

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Umwelt

Environment


Die Umwelt wird als Begriff der Systemtheorie immer nur abhängig von einem System unterschieden. Für das System ist sie ein schier unendliches Maß an Irritationen. Der Rezipient des Musikstückes stellt in diesem Fall dieses System dar, das Stück ist also seine Umwelt. Die Beschaffenheit der Umwelt ist vom Prinzip her ein Grundrauschen, das mal stärkere Ausschläge und mal schwächere Ausschläge hat. Diese Ausschläge fügen sich nicht unterscheidbar in das Grundrauschen ein. Als Grundlage für eine Darstellung eignen sich eine Reihe von Fieldrecordings. Mit hohen Aufnahme-Pegeln sind geeignete Aufnahmen von einem passenden Rauschen gut aufzunehmen. Da es sich ja um kein spezifisches Rauschen handelt, sondern um ein allgemeines, sind mehrere Recordings nötig. Diese Aufnahmen aus verschiedenen Umgebungen werden dann zusammengeschnitten. Die Wirklichkeit der Welt, auch wenn vom Menschen nicht ohne Interpretationsleistung ganz begreifbar oder erfahrbar, ist ein Kontinuum. Deshalb sollte das Stück einen möglichst flüssigen Eindruck erwecken. Die Erfahrung von Zeit ist nicht linear sondern vom Kontext abhängig, deshalb wären Veränderungen der Beats per minute auch nötig. Eine Umwelt ist nur zu beobachten, wenn wir sie von einem System differenzieren. Logisch wäre es, wenn es eine Leerstelle im Musikstück gäbe, an der das System zu finden sein sollte. Sozusagen ein blinder Fleck. Es müsste eigentlich ein Musikstück ohne Grundton sein, auch wenn das aus wahrnehmungstheoretischer Sicht nicht ganz möglich ist, da der Zuhörer durch das Fehlen des Haupttons im Stück, dieses einfach einer anderen Grundtonart zuordnen würde. Aber es ist auch in Ordnung wenn der Zuhörer eine Tonika hineindeutet, die eventuell vom Autoren anders gedacht war. Die Idee einer später „heraus-gerechneten“ Melodie käme auch dieser Idee nahe. Übrig bleiben nur die Spuren der Melodie, vielleicht der Hall oder ein leises Echo in einem Aux-Kanal. Denn genauso bleibt in der Umwelt nur die Einfärbung des individuellen, subjektiven Erlebens dieser Umwelt, eine Ahnung des fehlenden Stücks, das zwar da ist, vom Beobachter aber immer erst in einer weiteren Beobachtung reflektiert werden kann. Wichtig bei diesem Stück ist, dass Zufälligkeit eine wichtige Rolle spielt, denn es bestehen zwar deterministische Auslöser für das was passiert, sie sind für das System aber unbekannt, nicht berechenbar oder uneinsichtig und wirken deshalb zufällig und chaotisch.

 

The environment is always distinguished as a concept of the system theory only dependent on a system. For the system it is an almost infinite measure of irritations. The recipient of the piece of music represents this system in this case, the piece is therefore its environment. The nature of the environment is in principle a basic noise, which sometimes has stronger deflections and sometimes weaker deflections. These deflections do not fit distinguishably into the basic noise. A number of field recordings are suitable as a basis for a representation. With high recording levels suitable recordings of a suitable noise are well to be taken. Since it is not a specific noise but a general one, several recordings are necessary. These recordings from different environments are then cut together. The reality of the world, even if not fully comprehensible or experienceable by man without interpretive effort, is a continuum. Therefore, the piece should create as fluid an impression as possible. The experience of time is not linear but dependent on context, so changes in beats per minute would also be necessary. An environment can only be observed if we differentiate it from a system. It would be logical if there were a blank spot in the piece of music where the system should be found. A blind spot, so to speak. It would actually have to be a piece of music without a keynote, even if this is not quite possible from the point of view of perception theory, since the listener would simply assign it to a different keynote due to the absence of the main tone in the piece. But it is also okay if the listener interprets a tonic that may have been intended differently by the author. The idea of a later "calculated out" melody would also come close to this idea. What remains are only the traces of the melody, perhaps the reverb or a faint echo in an aux channel. For in the same way, all that remains in the environment is the coloring of the individual, subjective experience of that environment, a hint of the missing piece that is there, but can always be reflected by the observer only in a further observation. What is important in this piece is that randomness plays an important role, because deterministic triggers for what happens do exist, but they are unknown to the system, unpredictable or uninsightful, and therefore appear random and chaotic.




Sinnot und Sinnzwang

sense need and sense compulsion


Sinn ist nach der Systemtheorie, das Medium in dem psychische, wie auch soziale Systeme operieren. Diese Operationen konfrontieren Erlebtes mit Sinn, um sich ihre Umwelt zu konstruieren und um anschlussfähige Selektionen zu errechnen. Es muss entschieden werden was Sinn macht, sowohl bei der Interpretation des Erlebten, wie auch bei der Planung des Handelns. Um darauf musikalisch einzugehen, muss zunächst etwas festgelegt werden, zudem etwas neu dazukommendes Sinn macht, oder eben nicht. Als Ausgangslage dient jeweils eine von vier sogenannten Flächen, die eine harmonische wie ästhetische Grundlage bietet. Flächen werden im musikalischen Kontext Klänge genannt, die ausgedehnt sind sowohl sanft anklingen wie fließend in einander übergehen oder ausklingen. Jede Fläche wird zunächst ungefähr 32 Takte lang gespielt. Auf die Tastatur meines Masterkeyboards werden nun verschiedene Samples gelegt. Anschließend wird versucht herauszufinden, welche Samples zu der gerade laufenden Fläche passen, die Passenden werden dann zu einem Loop arrangiert. Man gerät dabei in die Not, dass es am Ende Sinn ergeben muss. Ist dies festgelegt, werden die Samples und die dazu passenden Flächen hintereinander abgespielt. Nun werden die verbliebenen Samples so verändert, dass sie zu dem gerade laufenden Loop passen und werden dazu transponiert und im Abspieltempo verändert.

 

 

According to systems theory, meaning is the medium in which mental as well as social systems operate. These operations confront what they experience with meaning in order to construct their environment and to compute connectable selections. Decisions must be made about what makes sense, both in interpreting what is experienced and in planning how to act. In order to respond to this musically, something must first be determined, moreover something newly added makes sense, or not. As a starting point serves in each case one of four so-called surfaces, which offers a harmonic as well as aesthetic basis. Surfaces are called in the musical context sounds, which are extended both gently sounding and flowing into each other or fade out. Each surface is initially played for about 32 bars. Different samples are now placed on the keyboard of my master keyboard. Then I try to find out which samples fit to the currently running surface, the matching ones are then arranged to a loop. You get into the predicament that it has to make sense in the end. Once this is determined, the samples and the matching surfaces are played one after the other. Now the remaining samples are changed so that they fit to the currently running loop and are transposed and changed in the playback tempo.




Die Semantische Wolke

The Semantic Cloud


Die semantische Wolke beschreibt den semantischen Kontext von Begrifflichkeiten, die in der Systemtheorie mit dem Begriff der Identität beschrieben werden. Identitäten bestehen, je nach dem psychischen System das sie gebildet hat, aus verschiedensten zusammengefassten Informationen, die mit dem ursprünglichen Begriff mehr oder weniger verknüpft sind. Begriffe sind auch bei nahezu perfekter Definition noch schwammig und ihre Bedeutungen gehen fließend ineinander über. Deshalb könnte man sie als Wolken verstehen, die keine klaren Konturen haben. Um diese Eigenschaft darzustellen eigenen sich Sounds, die man als Flächen mit einer langen Attack und Auslaufzeit bezeichnet. Da Identitäten aus mehreren geschichteten Information bestehen, die in der Identität ihren Einklang finden, werden sie durch Akkorde dargestellt. Da Identitäten sich immer Information mit anderen Identitäten teilen und dadurch untereinander vernetzt sind, ist die Idee naheliegend, dass die Akkorde den Quintenzirkel einmal durchlaufen, bis sie ihren Ursprung erreichen. Wobei sich jeder Akkord einen Ton mit den beiden danebenliegenden teilt. Weil die Identitäten nun aber alleine für sich stehen, sollte jeder einzelne Akkord immer wieder mit einem neuen Instrument und einem neuem Patch (die Verschaltung und Einflussnahmen der Komponenten eines Synthesizer untereinander) synthetisiert werden.

 

The semantic cloud describes the semantic context of concepts, which in systems theory are described by the concept of identity. Identities, depending on the mental system that formed them, consist of a wide variety of summarized information that is more or less linked to the original concept. Concepts, even if they are almost perfectly defined, are still vague and their meanings merge fluidly. Therefore, they could be understood as clouds that have no clear contours. To represent this property, sounds that are called surfaces with a long attack and decay time are suitable. Since identities consist of several layered information, which find their unison in the identity, they are represented by chords. Since identities always share information with other identities and are thus interconnected, the idea is obvious that the chords run through the circle of fifths once until they reach their origin. Whereby each chord shares a tone with the two adjacent ones. Because the identities now stand alone, however, each individual chord should be synthesized again and again with a new instrument and a new patch (the interconnection and influence of the components of a synthesizer among themselves).

 



Doppelte kontingenz

Double contingency


Das Prinzip, dass sich kein Kommunikationspartner festlegen kann, solange sein Gegenüber sich nicht festgelegt hat ist ein Problem, das durch Asymmetrierung dieses Verhältnisses, nämlich durch die Festlegung auf einer Seite gelöst wird. Wie soll ein Musiker wissen, welche Tonart oder in welchem Tempo er spielen soll, wenn sich niemand aus der Band festlegen will. Nach kurzer Zeit lösen sich solche Probleme wie von allein. Man findet einen Konsens durch gemachte, gehörte und gedachte Schwerpunkte.

 

Da ich keine Band bin, muss ich mich, um dem Konzept gerecht zu werden, selbst etwas austricksen. Am Anfang des Stücks passiert erst einmal nicht viel. Es muss ein spannender Moment sein. Anspannung herrscht vor. Als Sound würde sich hier jener eignen, den man aus kulturellen Zusammenhängen mit Strom und Spannung assoziiert. Jeder kennt das Geräusch, das man hört wenn eine elektrische Gitarre in den Verstärker ein- oder ausgesteckt wird. Vielleicht benutze ich hier den LowfiSound meines Feedback-Synthesizers. Darauf folgt ein anderer anhaltender Sound mit ähnlicher Anmutung. Zuerst erscheinen beide Töne symmetrisch zueinander, wahrscheinlich weil sie dieselbe Tonhöhe haben. Dann spielen beide zusammen. Darauf folgt ein Synthesizer dessen Tonhöhe durch einen LFO (Low Frequency Oscillator) gesteuert wird. Am besten mit einer Sinuswelle oder einer Dreieckswelle als Modulation. Der zweite Synthesizer, der ebenso moduliert ist folgt etwas später und beide schlingern umeinander bis sie sich festlegen. Zusätzlich könnte man, um die Situation der Unentschlossenheit noch hervorzuheben, einen Synthesizer mit einem Random (also einem zufälligem) Pitch hinzubringen, der zunächst wild verschiedene Tonhöhen spielt, dessen Tonumfang (bzw. die Range) dann eingeschränkt wird und der schließlich in ein harmonisch zu den anderen Tönen des Stückes passenden Apreggio übergeht. In der Harmonie von einer spezifischen Tonart gipfelt schließlich das Stück. Am Höhepunkt finden alle Instrumente zu einem harmonischen Klang zusammen. Die Spannung wird aufgelöst. Die Drumms werde ich zunächst blind, ohne akustische oder visuelle Kontrolle, Spur für Spur einspielen, während das Stück durchläuft, werde ich mir geplant eine nach der anderen Möglichkeit zur Orientierung des schon Vorhandenem geben, bis hin zur akustischen Kontrolle bzw. dem Hören des bestehenden Rhythmuses. Da dieser aber ja auch ohne festes Metrum eingespielt wurde und bei den ersten Instrument noch uneingeschränkte Möglichkeiten vorherrschten, ist selbst bei der Nutzung aller Kontrollmöglichkeiten nicht sicher, dass der Rhythmus vorhersehbar ist und sich irgendwann einspielt. Wichtig ist dabei, dass beide Synthesizer nicht dieselben Noten spielen, denn das in der Systemtheorie beschriebene Problem der doppelten Kontingenz ist das der symmetrischen Beziehung, die asymmetriert werden soll.

 

 

 

The principle that no communication partner can commit himself as long as his counterpart has not committed himself is a problem that is solved by asymmetrizing this relationship, namely by committing on one side. How is a musician supposed to know what key or tempo to play if no one in the band wants to commit. After a short time, such problems solve themselves. One finds a consensus through made, heard and thought emphases.

 

Since I am not a band, in order to do justice to the concept, I have to trick myself a bit. At the beginning of the piece, not much happens at first. It has to be an exciting moment. Tension prevails. The sound that would be suitable here is the one that one associates with electricity and tension from cultural contexts. Everyone knows the sound you hear when an electric guitar is plugged into or unplugged from the amplifier. Maybe I'm using the low-fi sound of my feedback synthesizer here. This is followed by another sustained sound with a similar feel. At first both sounds seem symmetrical to each other, probably because they have the same pitch. Then both play together. This is followed by a synthesizer whose pitch is controlled by an LFO (Low Frequency Oscillator). Best with a sine wave or a triangle wave as modulation. The second synthesizer, which is also modulated, follows a little later and both loop around each other until they settle. In addition, to further emphasize the situation of indecision, one could bring in a synthesizer with a random pitch that initially plays wildly different pitches, whose range is then narrowed, and which finally transitions into an apreggio that harmonically matches the other tones of the piece. In the harmony of a specific key, the piece finally culminates. At the climax, all the instruments come together in one harmonious sound. The tension is resolved. At first I will play in the drums blindly, without acoustic or visual control, track by track. While the piece runs through, I will give myself planned one after the other possibility to orientate what is already there, up to the acoustic control or listening to the existing rhythm. However, since this was recorded without a fixed meter and the first instrument was still unrestricted, it is not certain, even with the use of all control possibilities, that the rhythm is predictable and will settle down at some point. It is important to note that both synthesizers do not play the same notes, because the problem of double contingency described in systems theory is that of the symmetrical relationship to be asymmetrized.




Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation

The improbability of communication


Das Gelingen der Kommunikation ist nach der Systemtheorie ein unwahrscheinliches Unterfangen. Dazu müssen folgende Schritte erfüllt: das Selektieren einer Information, die Wahl der Mitteilungsform, die Erreichbarkeit der Kommunikationspartner, das Verstehen eines Kommunikationsangebots, die Annahme des Kommunikationsangebots, die Selektion von Mitteilung und Informationen, sowie das Verstehen des Inhaltes. Wird die Kommunikation erwidert, so entsteht damit ein soziales System. Für eine musikalische Darstellung muss demnach ein Musikstück erzeugt werden und eine Mitteilungsform an einen anderen Musiker ausgewählt werden. Ich habe mich für die Übermittlung per Download-Link entschieden und ein gängiges Audio-Format für die Datei. Der Musiker muss die Kommunikationsofferte auch als Kommunikation verstehen und dann zwischen Information und Mitteilung unterscheiden. Das Musikstück ist in diesem Fall eine Mitteilung, denn wir wollen nicht nur, dass es angehört und verstanden wird, sondern es ist ebenso eine Aufforderung etwas zu erwidern, bzw. eine Antwort zurück zu schicken. Aus diesem Grund wäre es am besten dem Musiker ein Stück in der Länge von zwei Takten zu schicken. Der erste Takt hat ein loopfähiges Stück Musik, der andere nur die leisen Hintergrund-Sounds und den Ausklang des Halles des ersten Taktes als Ambiente. Somit wird deutlich, dass dort ein Freiraum zu füllen ist. Würde man den zweiten Takt absolut leer lassen, so könnte es wie ein Fehler beim Exportieren wirken. Gäbe es nur einen Takt wäre nicht klar, dass noch etwas fehlt. Ich habe mich dazu entschieden zwei bekannten Künstlern mein Kommunikationsangebot zu übermitteln, da ich sehr gespannt bin, wie unterschiedlich die Antworten ausfallen. Ist das Stück erst einmal übermittelt, liegt es am Gegenüber und es darf keine Erklärung gegeben oder Einfluss darauf genommen werden. Die Ergebnisse werden dann in einem Stück einfach hintereinander gestellt. Kommt keine Antwort, so wird ein leerer Takt stellvertretend angefügt. Ich habe meine Frage an zwei Musiker geschickt. Deren Beitrag ist im Wechsel mit meiner musikalischen Frage zu hören. Wir starten mit meiner Frage in 16 Takten, dann folgt in 16 Takten Antwort Nummer eins, danach folgt wieder meine Frage in 8 Takten und zum Schluss die Antwort Nummer zwei. Ich danke an dieser Stelle meinen beiden Kommunikationspartnern Elektromelodics und Xenosapien, die hier in der Reihenfolge ihres musikalischen Beitrags aufgeführt sind.

 

According to the system theory, the success of communication is an improbable undertaking. For this, the following steps must be fulfilled: the selection of information, the choice of the form of communication, the accessibility of the communication partners, the understanding of a communication offer, the acceptance of the communication offer, the selection of communication and information, and the understanding of the content. If the communication is reciprocated, a social system is thus created. Accordingly, for a musical presentation, a piece of music must be created and a form of communication to another musician must be selected. I have chosen the transmission by download link and a common audio format for the file. The musician must also understand the communication offer as communication and then distinguish between information and message. The piece of music in this case is a communication, because not only do we want it to be listened to and understood, but it is equally an invitation to say something back, or send a response back. For this reason, it would be best to send the musician a piece in the length of two bars. The first bar has a loopable piece of music, the other only the quiet background sounds and the fade out of the reverb of the first bar as ambience. Thus it becomes clear that there is a free space to be filled there. If the second bar were left absolutely empty, it might seem like an error in exporting. If there was only one bar it would not be clear that something is still missing. I decided to submit my communication offer to two well-known artists, because I am very curious to see how different the answers will be. Once the piece is transmitted, it is up to the other person and no explanation may be given or influence exerted. The results are then simply placed one after the other in a piece. If there is no answer, an empty bar is added as a substitute. I sent my question to two musicians. Their contribution can be heard in alternation with my musical question. We start with my question in 16 bars, then follows answer number one in 16 bars, then follows again my question in 8 bars and finally the answer number two. I thank at this point my two communication partners Elektromelodics and Xenosapien, who are listed here in the order of their musical contribution.

 



Die Institutionalisierung des gebändigten Egoismus

The institutionalization of tamed egoism


Die Systemtheorie besagt, dass unsere Gesellschaft durch sogenannte Kommunikationsmedien zusammengehalten wird. Sie sind unter dem Namen der symbolisch generalisierten Kommunikationsmedien bekannt. Diese Medien (Macht, Liebe/Freundschaft, Eigentum/Geld/Bedürfnisse, Wahrheit) regeln das Zusammenleben und sorgen für einen weitestgehend produktiven und friedlichen Umgang. Die Medien sind in der Menschheitsgeschichte nach und nach entstanden und werden sich auch in der Zukunft immer weiter ausdifferenzieren und verändern. Sie entsprechen bestimmten Beziehungen zweier Kommunikationspartner und der Verteilung der Rollen zwischen den beiden. Dies ist allerdings kein tatsächlicher, sondern nur ein von einem Beobachter interpretiertes Verhältnis.

 

Je nachdem, wie das Verhältnis und die Rollen zugeordnet werden, kann man auf eine Kommunikation in den unterschiedlichen Mediencodes schließen. Dabei ist die Frage: wer als handelnd und wer nur als erlebend erachtet wird. Folgt auf das Handeln des einen ein Handeln des anderen, so sprechen wir vom Medium Macht bzw. Recht. Versucht der Eine seine Handlungen nach dem Erleben des Anderen auszurichten, so verweist die Zurechnung auf das Medium Liebe. Gleichen beide ihr Erleben ab, so geht es um die Frage: was wahr ist und was nicht und es wird im Medium Wahrheit kommuniziert. Muss nun aber Einer das Handeln des Anderen erlebend hinnehmen, auch wenn sie ihm nicht gefallen, so sprechen wir vom Medium Eigentum bzw. in fluider Form von Eigentum, dann von Geld.

 

Da alle diese Medien gesellschaftliche Entwicklungen sind, ist meine Idee, klassische Musikstücke herauszusuchen die Macht, Liebe, Wahrheit und Eigentum zum Thema haben. Diese Idee kommt daher, dass klassische Komponisten versucht haben solche Themen in musikalische Motive und Stimmungen umzusetzen. Genau diese möchte ich in kurzen Auszügen in das Stück übernehmen. Dazu habe ich folgende Stücke ausgesucht: Für das Medium Eigentum bzw. Bedürfnisbefriedigung – Johannes Brahms mit Herzlich tut mich verlangen; für Liebe Edvard Grieg mit: Dich liebe ich und die Bassline von einem Stück eines modernen Interpreten: Stephan Bodzin, mit dem Titel: Liebe ist; für Wahrheit ein Stück von Franz Schubert mit dem Namen: Die Erscheinung; für Macht ein Lied von Johann Sebastian Bach: Herr unser Herrscher. Da Liebe der Einsamkeit und Macht der Gewalt vorbeugt, habe ich für den Anfang meines Stückes, das die vormediale Zeit darstellen soll, noch zwei Lieder von Franz Schubert gewählt: Der Kampf und Die Einsamkeit. Anschließend wurden die Stücke von einer Software in Midi-Notenwerte übersetzt. Danach habe ich kurze Passagen herausgesucht, die jeweils die wichtigsten, aussagekräftigsten Motive oder Figuren des ursprünglichen Stücks beinhalten.

 

Anschließend wurden alle Abschnitte, sich öfters hintereinander wiederholend, auf der Zeitleiste arrangiert. Voran die Einsamkeit, dann der Kampf bzw. die Gewalt und dann im fließenden Übergang die Macht. Darauf folgt der Abschnitt mit dem geloopten Auszug für das Medium Geld bzw. Eigentum/Bedürfnisse, danach die Wahrheit und zum Schluss die Liebe. Um nun auf die Zuordnungen von Erleben und Handeln einzugehen, habe ich verschiedene Möglichkeiten der Einflussnahme der Soundspuren aufeinander gewählt. Zuerst auf den Umstand, dass auf das Handeln des Einen ein Handeln des Anderen folgt. Dies habe ich so dargestellt, dass die Wellenform des einen Kanals, die des anderen moduliert (FM-Synthese). Dies steht für das Medium Macht, denn der Eingriff ist hart und verzerrt das andere Signal völlig. Da in der Kommunikation im Medium Geld/Eigentum einer der Kommunikationsteilnehmer nur erlebend hinnehmen muss, während der andere handelt, auch wenn es um Dinge geht die Auswirkung auf sein eigenes Erleben und Handeln haben. Deshalb habe ich zur Darstellung die Sidechain- Kompression durch einen Kompressor gewählt. Dieser greift bei einer einstellbaren Stärke eines Signales aus einem fremden Audiokanal auf den eigenen Kanal zu. Er macht das eigene Signal immer beim Erscheinen des fremden Eingangssignals für einen Moment leiser. Man könnte sagen, er unterdrückt das eigene Signal zu Gunsten des fremden. Da es bei der Kommunikation mit dem Medium Wahrheit darum geht, dass jeweilige Erleben untereinander zu vergleichen, ist der Abschnitt der Wahrheit mit zwei Akteuren inszeniert. Die Tonhöhe eines Instrumentes nähert sich im Verlauf des Stücks immer wieder harmonisch an ein anderes Instrument an und entfernt sich wieder, bis sie dann wieder harmonisch zusammenfinden. Ein endgültiger Konsens wird dabei nicht erreicht. Der letzte Abschnitt gilt den symbolisch generalisierten Kommunikationsmedium Liebe. Da bei der Liebe sich ein Kommunikationspartner dem Erleben des anderen unterordnet, stelle ich diese Konstellation mit Hilfe eines Vocoders dar. Der Vocoder kann die Artikulation eines Instruments von einer Spur mit der Tonhöhe eines Instrumentes einer anderen Spur versehen. Man könnte auch sagen, er befähigt ein Instrument sich einem anderen anzupassen. Der Effekt ist für die Möglichkeiten von Stimmbearbeitung berühmt, kann aber auch anders eingesetzt werden.

 

Systems theory states that our society is held together by so-called communication media. They are known under the name of symbolic generalized communication media. These media (power, love/friendship, property/money/needs, truth) regulate living together and provide for a largely productive and peaceful interaction. The media have gradually emerged in human history and will continue to differentiate and change in the future. They correspond to certain relationships of two communication partners and the distribution of roles between the two. However, this is not an actual relationship, but only one interpreted by an observer.

Depending on how the relationship and the roles are assigned, one can infer communication in the different media codes. Thereby the question is: who is considered as acting and who only as experiencing. If the action of one is followed by an action of the other, we speak of the medium of power or law. If the one tries to align his actions with the experience of the other, the attribution refers to the medium of love. If both equalize their experience, then it is about the question: what is true and what is not and it is communicated in the medium truth. If, however, one has to accept the actions of the other, even if he does not like them, we speak of the medium property or, in fluid form, of property, then of money.

Since all these media are social developments, my idea is to pick out classical music pieces that have power, love, truth and property as their theme. This idea comes from the fact that classical composers have tried to translate such themes into musical motifs and moods. Exactly these I would like to take over in short excerpts into the piece. For this purpose I have chosen the following pieces: For the medium property or need satisfaction - Johannes Brahms with Herzlich tut mich verlangen; for love Edvard Grieg with: Dich liebe ich and the bassline from a piece by a modern performer: Stephan Bodzin, with the title: Liebe ist; for Wahrheit a piece by Franz Schubert with the name: The Appearance; for Power a song by Johann Sebastian Bach: Lord our Ruler. Since love prevents loneliness and power prevents violence, I chose two more songs by Franz Schubert for the beginning of my piece, which is supposed to represent the pre-medieval period: Der Kampf and Die Einsamkeit. Afterwards, the pieces were translated into midi note values by a software. Then I picked out short passages, each containing the most important, meaningful motifs or figures of the original piece.

 

Afterwards, all sections were arranged on the timeline, often repeating one after the other. First the loneliness, then the fight or the violence and then in the flowing transition the power. This is followed by the section with the looped extract for the medium money or property/needs, then truth and finally love. In order to go now into the assignments of experience and action, I have chosen different possibilities of the influence of the sound tracks on each other. First on the fact that the action of the one is followed by an action of the other. I have represented this in such a way that the waveform of one channel modulates that of the other (FM synthesis). This stands for the medium power, because the intervention is hard and distorts the other signal completely. Since in the communication in the medium money/property one of the communication participants must accept only experiencing, while the other one acts, even if it concerns things which have effect on its own experiencing and acting. Therefore I have chosen the sidechain compression by a compressor for the representation. This one accesses at an adjustable strength of a signal from a foreign audio channel to the own channel. It always makes its own signal quieter for a moment when the foreign input signal appears. You could say that it suppresses its own signal in favor of the foreign one. Since the communication with the medium truth is about comparing the respective experience with each other, the section of truth is staged with two actors. In the course of the piece, the pitch of one instrument repeatedly approaches another instrument in harmony and moves away again, until they then come together again in harmony. No final consensus is reached in the process. The last section applies to the symbolically generalized communication medium of love. Since in love one communication partner subordinates himself to the experience of the other, I represent this constellation with the help of a vocoder. The vocoder can provide the articulation of an instrument from one track with the pitch of an instrument from another track. You could also say it enables one instrument to match another. The effect is famous for the possibilities of voice editing, but it can be used in other ways as well.

 



Die Differenz der Dinge

The difference of things


Vor dem Eintritt des Re-Entry herrscht im psychischen System des Anfangs (dem Säugling) ein allumfassendes und undifferenziertes Erleben. Die Grenzen von sich und der Umwelt sind noch nicht bewusst, der Sehnerv noch nicht ausgebildet. Das Musikstück handelt von dieser Erfahrung und von den sich langsam ausbildenden Möglichkeiten der Differenzierung von Erscheinungen und dem Erkennen der Wiederkehr von Ähnlichkeit und Varietät. In der musikalischen Darstellung hört man, am Anfang des Stückes viele sich überlagernde und nicht zu unterscheidende Flächen, die sich scheinbar zu einer homogenen Fläche zusammenfügen bzw. einmal stark einmal weniger stark ineinander übergehen. Noch bevor die ersten Töne, die alle von Hand eingespielt werden, aufgenommen werden, sollte das Tempo des Stückes in Form von BPM (Beats per Minute) auch frei verändert werden. Denn vor der Differenzierung von System und Umwelt ist Zeit subjektiv, wenn nicht sogar relativ. Warme Orgelklänge sind zu hören – es klingt schön und behaglich. Das Sounddesign des Stückes weist keine schrillen oder aufkratzenden Obertöne auf. Um die eintretende Differenzierung darzustellen werden Kammfilter benutzt oder spitze Bandpassfilter. Sie laufen die Frequenzen ab und stellen Aspekte frei, indem sie diese abgrenzen. Aber nicht als Rhythmus, sondern als Einzelelemente, die sich dann irgendwann rhythmisch ergänzen. Es folgen Entsprechungen bestimmter herausstechender Töne bzw. Ereignisse, die ich versuche mit einem Synthesizer, der bisher noch nicht in den Prozess einbezogen war, nachzuempfinden. Es gibt dabei keine Möglichkeit der Korrektur.

 

Before the onset of re-entry, an all-encompassing and undifferentiated experience prevails in the psychological system of the beginning (the infant). The boundaries of oneself and the environment are not yet conscious, the optic nerve not yet formed. The musical piece is about this experience and about the slowly developing possibilities of differentiation of phenomena and the recognition of the recurrence of similarity and variety. In the musical representation one hears, at the beginning of the piece, many overlapping and indistinguishable surfaces, which seem to merge into a homogeneous surface, or at one time strongly at another less strongly. Even before the first notes, which are all played in by hand, are recorded, the tempo of the piece should also be changed freely in the form of BPM (beats per minute). Because before the differentiation of system and environment, time is subjective, if not relative. Warm organ sounds can be heard - it sounds nice and cozy. The sound design of the piece has no shrill or upsetting overtones. To represent the differentiation that occurs, comb filters are used, or peaked bandpass filters. They run down the frequencies and expose aspects by delineating them. But not as rhythm, but as individual elements, which then at some point rhythmically complement each other. Correspondences of certain salient tones or events follow, which I try to recreate with a synthesizer that has not yet been involved in the process. There is no possibility of correction in the process.

 



Das Souverän der Verlautbarungswelt

The Sovereign of the Announcement World


Das wahre Wesen der Dinge ist für das psychische System nicht zu erfassen. Seine Operationen sind vorgeprägt durch seine Sozialisation, seine Kondition, seine Erfahrungen und über die Kommunikation der herangetragene Unterscheidungen. Der Einfluss der über Sprache vermittelten Identitäten, d. h. Definitionen und Logik, ist so stark, dass ein unvoreingenommenes Erleben der Welt fast unmöglich ist. Das Stück beginnt mit Rauschen. Ähnlich wie die Umwelt in der wir uns bewegen, ist das Rauschen ein Produkt von vielen teilweise sich nicht direkt bedingenden Phänomenen. Auf Grund der hohen Dichte dieser Phänomene, ist aber kein einzelnes mehr für das menschliche Ohr zu differenzieren. Das Rauschen im Stück wird an einzelnen Stellen durch einen ge-side-chainten Gate-Effekt herausgehoben. Dies soll die Möglichkeit darstellen in der sich psychische Systeme mit Hilfe von Symbolen sprachlich auf einzelne Irritationen der Umwelt beziehen können. Das Erlebte wird gefiltert und es wird auf ein Symbol bzw. ein Wort reduziert, was zwar einen gewissen semantischen Umfang bietet, aber es kann die Sphäre des Wirklichen nicht erreichen. Um diesen Vorgang des Filterns der Realität zu beschreiben wird ein Bandpassfilter benutzt, der das Rauschen filtert . Danach werden die Bits des Audio-Samples mit einem Bitcrusher-Effekt reduziert, der in der DAW (Digital Audio Workstation), die ich benutze, passenderweise den Namen Redux hat. Das ist deshalb so schicksalshaft, da Niklas Luhmann, bei dem oben beschriebenen Vorgang von der Reduktion der Wirklichkeit gesprochen hat. Das Wort, als Symbol für beobachtete Phänomene der Wirklichkeit, erhält über die Zeit mehr Aufmerksamkeit als das zu erlebende Phänomen. Dieses wird mit steigendem Vertrauen in das bewusste Vertraute, oder man könnte sagen Stereotype nicht mehr überprüft. Genauso übersteigen die nicht mehr aus dem ursprünglichen Rauschen des anfänglichen Musikstückes entstanden perkussiven Elemente diese modulierten Auszüge aus dem Rauschen. Die Drums sind dominant und der Beat verfolgt seinen eigenen Sinn, nämlich sich zu vollziehen, ebenso wie es Kommunikation es tut. Es folgen andere Drum- Loops, um den rapiden Anstieg von Kommunikation darzustellen. Sie mischen sich und übertönen schon lange das Rauschen. Der Takt wird unklar, ihre Funktion ist es bereits. Nur am Ende des Stückes wird das Rauschen so laut, dass man es nicht mehr ignorieren kann. Es fängt an, alles andere zu übertönen. Für einen stärkeren Ausdruck dieses in der Systemtheorie beschrieben Phänomens, wird alles mit einem Limiter stark komprimiert, denn das menschliche Bewusstsein ignoriert bei einem starken Reiz nach und nach alle anderen Signale, die parallel dazu eingehen, da es diese nicht mehr bewusst verarbeiten kann.

 

The true essence of things cannot be grasped by the mental system. Its operations are preformed by its socialization, its condition, its experiences and via the communication of the distinctions brought in. The influence of identities mediated by language, i.e. definitions and logic, is so strong that an unbiased experience of the world is almost impossible. The piece begins with noise. Similar to the environment in which we move, noise is a product of many phenomena, some of which do not directly condition each other. Due to the high density of these phenomena, however, no single one can be differentiated by the human ear. The noise in the piece is emphasized at individual points by a side-chained gate effect. This is supposed to represent the possibility in which psychic systems can refer linguistically to individual irritations of the environment with the help of symbols. What is experienced is filtered and it is reduced to a symbol or a word, which offers a certain semantic scope, but it cannot reach the sphere of the real. To describe this process of filtering the reality a band pass filter is used which filters the noise . Then the bits of the audio sample are reduced with a bitcrusher effect, aptly named Redux in the DAW (Digital Audio Workstation) I use. This is fateful because Niklas Luhmann, spoke of the reduction of reality in the process described above. The word, as a symbol for observed phenomena of reality, receives more attention over time than the phenomenon to be experienced. This is no longer examined with increasing confidence in the conscious familiar, or one could say stereotypes. In the same way, the percussive elements that no longer emerge from the original noise of the initial piece of music exceed these modulated excerpts from the noise. The drums are dominant and the beat pursues its own sense, namely to perform, just as communication does. Other drum loops follow to represent the rapid increase of communication. They mix and drown out the noise for a long time. The beat becomes unclear, their function already is. Only at the end of the piece does the noise become so loud that it can no longer be ignored. It begins to drown out everything else. For a stronger expression of this phenomenon described in the system theory, everything is strongly compressed with a limiter, because the human consciousness gradually ignores all other signals that come in parallel with a strong stimulus, because it can no longer consciously process them.

 



Autopoiesis

Autopoiesis


Mit Autopoiesis bezeichnet man die Art und Weise wie autopoietische Systeme, wie das soziale oder psychische System operieren. Damit ist gemeint, dass auf die Produkte ihre typischen Operationsweise immer wieder die nächste Operation desselben Typs folgt. Wobei immer wieder das Resultat dieses Vorgangs als Voraussetzung für die nächste Operation gilt. Bei psychischen Systemen ist es zum Beispiel so, dass ein Gedanke auf den nächsten folgt.

 

Zunächst wird ein frei erfundenes Stück Musik aufgenommen. Es darf nicht länger als zwei Takte lang sein. Dieses wird nun immer wieder durch eine Kette von Effekten und Filtern geschickt, deren Parameter sich ständig verändern. Mal wird an dem ursprünglichen Stück etwas abgetragen, mal etwas hinzugefügt. Doch schon nach dem ersten Durchlauf durch diese Kette von Effekten ist das Ausgangsstück ein völlig anderes. Dieses wird nun wieder durch dieselbe Kette geschickt, wieder und wieder und wird parallel dazu aufgenommen.

 

Autopoiesis refers to the way in which autopoietic systems, such as the social or mental system, operate. This means that the products of their typical mode of operation are always followed by the next operation of the same type. Whereby again and again the result of this operation is considered as a precondition for the next operation. In mental systems, for example, it is the case that one thought follows the next.

First, a freely invented piece of music is recorded. It must not be longer than two bars. This is now sent again and again through a chain of effects and filters, whose parameters change constantly. Sometimes something is removed from the original piece, sometimes something is added. But after the first pass through this chain of effects, the original piece is already completely different. This is now sent through the same chain again, again and again, and is recorded in parallel.

 



Aufbau von Strukturalität

Building structurality


Der Aufbau von Strukturalität bezeichnet in der Systemtheorie die Entstehung von Gedächtnis und der Möglichkeit von Erinnern und Antizipation. Dazu müssen Irritationen der Umwelt in Informationen transformiert werden. Dies geschieht bei der Wahrnehmung. Die Irritationen der Umwelt werden bei der Beobachtung zugleich bezeichnet. Sie werden nach verschieden Gesichtspunkten, nach dem Prinzip von Ähnlichkeit und Variation, analysiert. Das Ergebnis wird reproduzierbar in den Strukturen des Systems gespeichert. Dabei bietet es Anknüpfungspunkte für ein Erinnern und somit die Möglichkeit andere in der Zukunft auftretende Ereignisse damit zu vergleichen. Um so eine adäquate Reaktion auf Ereignisse in der Umwelt zu gewährleisten.

 

Für mein Musikstück dienen als Irritationen zwei kurze Samples, die ich zunächst selbst erstelle. Diese müssen sehr komplex sein und die Möglichkeit bieten aus ihnen sowohl Bass-Sounds, als auch Höhen oder tonale Events zu extrahieren, um diese später wieder herauszufiltern. Dazu müssen diese das gesamte hörbare Spektrum umfassen. Das Vorgehen ist wie folgt: Aufnahmen werden mit einem Fieldrecorder aufgenommen. Anschließend durch einen modularen Synthesizer geschickt, wo sie mit Effekten moduliert werden und mit anderen synthetisch erzeugten Klängen vermischt werden. Danach werden die Samples durch einen Verstärker geschickt und über den Verstärkermonitor im Raum, bei laufender Musik von Radio und Smartphone im Hintergrund, mit dem Fieldrecorder erneut aufgenommen.

 

Das Musikstück beginnt damit, dass einer dieser Sounds vorgestellt wird und anschließend in verschiedene Teile zerlegt wird. Um zu zeigen was weggefiltert wurde, wird der Filtervorgang auch hörbar vorgeführt und anschließend dessen Ergebnis präsentiert sowie in Sequenzen arrangiert. Nun folgt ein Prozess in dem die Ergebnisse mit anderen Sounds verglichen werden, in dem sie erst im Wechsel und dann gleichzeitig gespielt werden. Das Ganze folgt noch einmal mit Irritations-Sound Nummer zwei. Anschließend werden die verschieden Sequenzen und Einzelevents nach und nach zu einer Song-Struktur zusammengefügt. Dabei werden die Sequenzen immer wieder abgerufen und tauchen dann wieder an verschiedenen Stellen des Tracks auf, wo sie sich zu einer Gesamtstruktur zusammenfügen.

 

In systems theory, the construction of structurality denotes the emergence of memory and the possibility of remembering and anticipation. For this, irritations of the environment must be transformed into information. This happens during perception. The irritations of the environment are designated at the same time during the observation. They are analyzed according to different points of view, according to the principle of similarity and variation. The result is stored reproducibly in the structures of the system. Thereby it offers connecting points for a remembering and thus the possibility to compare other events occurring in the future with it. In order to guarantee an adequate reaction to events in the environment.

For my piece of music serve as irritations two short samples, which I first create myself. These must be very complex and offer the possibility to extract bass sounds as well as treble or tonal events from them in order to filter them out again later. To do this, they must encompass the entire audible spectrum. The procedure is as follows: Recordings are made with a field recorder. Then sent through a modular synthesizer, where they are modulated with effects and mixed with other synthesized sounds. Then the samples are sent through an amplifier and recorded again with the field recorder via the amplifier monitor in the room, with music from the radio and smartphone playing in the background.

The music piece begins with one of these sounds being introduced and then broken down into different parts. To show what has been filtered away, the filtering process is also audibly demonstrated and then its result is presented and arranged in sequences. Now follows a process in which the results are compared with other sounds, in which they are first played alternately and then simultaneously. The whole thing follows again with irritation sound number two. Afterwards the different sequences and single events are put together bit by bit to a song structure. The sequences are called up again and again and then reappear at different points of the track, where they merge into an overall structure.